Die Energiegewinnung durch Sonnenenergie ist für die Stadt Wegberg mittlerweile ein einträgliches Geschäft. Weitere 6 Anlagen kommen dazu, auch auf dem Rathaus. Zudem sind im Stadtgebiet vier Freiflächen PV-Anlagen in Vorbereitung.
Vorlage 0080/23, vorgestellt am 9. 5. 2023:
Aktuell betreibt die Mühlenstadt Wegberg auf Dächern von zwölf Gebäuden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 355,59 kWp. Folgend eine Aufstellung der einzelnen Anlagen:
Nr. | Gebäude | Leistung [kWp] | Inbetriebnahme |
1 | Maximilian-Kolbe-Gymnasium | 2,70 | |
2 | Baubetriebshof | 39,17 | |
3 | Maximilian-Kolbe-Gymnasium | 29,52 | |
4 | Grundschule Wildenrath | 6,12 | |
5 | Grenzlandringbad | 41,86 | |
6 | 3-fach Sporthalle | 54,00 | |
7 | Erich-Kästner-Schule | 34,56 | |
8 | Edith-Stein-Realschule | 27,00 | |
9 | 2-fach Sporthalle | 34,56 | |
10 | Grundschule Arsbeck | 37,50 | |
11 | Grundschule Rath-Anhoven | 17,10 | |
12 | Grundschule Beeck | 18,00 | |
13 | Kindergarten Klinkum | 13,50 |
Im Kalenderjahr 2022 produzierten diese 13 Anlagen insgesamt einen Stromertrag von 347.143,00 kWh (2021: 315.858,50 kWh). Dies entspricht einem spezifischen Ertrag von 976,25 kWh/kWp. Auf Basis des Ansatzes des Umweltbundesamtes für den CO2-Emissionsfaktor des bundesdeutschen Strommix in Höhe von 420 g/kWh ergibt sich rechnerisch dadurch eine CO2-Vermeidung von 145.800,06 kg (2021 132.660,57 kg).
Die neueren Anlagen (ab 2012, Nr. 4 bis 13) wurden darauf ausgelegt und so dimensioniert, dass der produzierte Strom in dem jeweiligen Gebäude weitestgehend selbst genutzt wird. Nur in den Zeiten, in denen mehr Strom produziert wird, als im Gebäude gebraucht wird, wird der überschüssige Strom ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Bei den 13 Anlagen wurden in 2022 205.046 kWh (2021: 184.377,50 kWh) der produzierten 279.213,00 kWh (2021: 257.189,50 kWh) selbst verbraucht. Dies entspricht einer Eigenverbrauchsquote von 73,4 % (2021: 71,1 %).
Durch den eigengenutzten Strom konnten im Jahr 2022 Energiebezugskosten von ca. 71.900,00 € (2021: 33.300,00 €) eingespart werden. In diesem Betrag ist die auch für selbst genutzten Strom anteilig zu zahlende EEG-Umlage bereits berücksichtigt.
Der große Unterschied zwischen den Jahren 2022 und 2021 erklärt sich aus den gestiegenen Strompreisen und dem Wegfall der EEG Umlage Mitte 2022.
Die Einspeisevergütung für den durch alle Anlagen insgesamt ins öffentliche Stromnetz eingespeisten Strom beträgt ca. 32.400,00 €. Hiervon entfallen alleine auf die große Volleinspeisungsanlage des Baubetriebshofes ca.17.400,- € (2021: 15.500,00 €).
Insgesamt wurde somit in 2022 ein Ertrag von ca. 104.200,00 € (2021: 62.600,00 €) durch die Photovoltaikanlagen erwirtschaftet.
Diesem positiven Ertrag stehen die aktuellen jährlichen Abschreibungskosten aller oben genannten Photovoltaikanlagen in einer Gesamthöhe von ca. 19.300,00 € entgegen.
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Unter Vorlage 0147/23 wurde am 15. 08. 2023 folgender Verwaltungsvorschlag zur Energiebilanzierung beraten:
Die Stadt Wegberg hat auf unterschiedlichen Gebäuden PV-Anlagen installiert. Die installierten Leistungsparameter sind abhängig von der am Standort verwendeten Strommenge und mit der Zielsetzung einer optimierten Eigennutzung gebaut.
Überschüssiger Strom wird in das Stromnetz eingespeist und wird vergütet. Die Vergütung ist gesetzlich festgelegt und ist gekoppelt an den Zeitpunkt der Inbetriebnahme (EEG-Vergütung). Die Vergütung ist sehr viel geringer als der Marktpreis für Stromleistungen, welche aus dem Stromnetz für die Stadt eingekauft werden muss.
In dieser Betrachtungsweise war eine Auslegung der Leistungskapazität einer PV-Anlage an einem Standort anhand der optimierten Eigennutzung am Standort wichtig, da dadurch eine bessere Wirtschaftlichkeit erreicht werden kann. (vgl. VO/0080/23). Diese bisherige Strategie hat unterschiedliche Schwächen.
Zum Beispiel werden an einzelnen Standorten vorhandene geeignete Flächen nicht für PV-Anlagen genutzt, da eine weitere Steigerung der Eigennutzung damit nicht erreicht werden konnte, da an dem Standort z. B. kein hoher Eigenstrombedarf besteht. Weiterhin wurden auch Anlagen bis zu einer Nennwertleistung von 99 kWp gebaut, da die gesetzliche Verpflichtung zur Direktvermarktung ab 100 kWp vorgeschrieben ist.
Diese bisherige Strategie führt dazu, dass es nicht zu einer Maximierung der PV-Stromproduktion kommen kann.
Die Stadt Wegberg ist an ihren Stromlieferanten herangetreten, um die Strategie zu ändern und Möglichkeiten zu sondieren. Die Grundidee besteht darin, den selbst produzierten PV-Strom auf beliebigen Flächen der Stadt Wegberg
A)am Ort der Produktion direkt zu nutzen (wie bisher)
B)in das Stromnetz einzuspeisen und an einer benötigten, beliebigen Stelle aus dem Stromnetz für Stromverbraucher der Stadt (z. B. Kläranlage, Pumpwerke, Schwimmbad etc.) zu nutzen.
Der Punkt A bedarf keiner Anpassung.
Für die Umsetzung von Punkt B muss ein Bilanzkreismodell entwickelt werden. Alle gewünschten Liegenschaften der Stadt Wegberg mit ausgewählten PV-Anlagen könnten in einen Bilanzkreis aufgenommen werden.
Das System eines Bilanzkreises ist wie folgt beschrieben: Die PV-Anlagen liefern Überschussstrom in das Stromnetz. Die Verbraucher der Stadt beziehen den Strom aus dem Netz. Bilanzieller Überschussstrom wird an der Strombörse verkauft. Benötigter zusätzlicher Strom wird beim Stromlieferanten eingekauft. Der Stromlieferant bilanziert die Einspeisungen, Verbräuche aus Eigenstrom und Fremdstromlieferungen.
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DISKUSSION:
Frau Wagner fragt nach der Wirtschaftlichkeit der Energiebilanzierung.
Herr Thies sagt, dass er dies nicht abschließend beantworten könne, man solle dieses Modell aber ausprobieren, da es ein spannendes Projekt sei und ein großer Schritt für Kommunen im Hinblick auf die Umwelt sei.
Herr Dr. Arndt gibt zu bedenken, dass ihm dies etwas suspekt sei und fragt nach, wer der Netzbetreiber und Stromlieferant sei und wovon die Berechnung abhängig sei.
Darüber hinaus möchte er wissen, ob man aus den Verträgen ohne weiteres raus könne und ob Herr Thies hierüber noch einmal berichten könne.
Herr Thies meint, dass bei diesem Modell es von Vorteil sei, dass der Stromlieferant und der Netzlieferant unter einem Dach sind. Auch würde er regelmäßig über das laufende Geschehen berichten, er würde dieses Modell sehr begrüßen. Auch würde man in die Ausschreibung mit aufnehmen, dass man den Stromlieferanten jederzeit ändern könne.
Herr Krämer bedankt sich bei der Verwaltung und sagt, dass die grüne Energie schon eine clevere Klimaschutzmaßnahme für Wegberg darstellt.
Herr Ostendorp wünscht sich weitere und nähere Auskünfte und welche größere Bindung es gebe. Herr Thies antwortet, dass er derzeit keine Aussage machen könne, er möchte aber auf jeden Fall das Projekt vorantreiben.
Zustimmung: 17 Stimmen (CDU, SPD, FDP, Aktiv für Wegberg, Freie Wähler Wegberg, Vamos Wegberg)
Ablehnung: 3 Stimmen (Bündnis 90/Die Grünen) Enthaltung: 0 Stimmen
Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Verkehr und Tourismus beschließt, die Verwaltung zu beauftragen, die Strategie des Bilanzkreises umzusetzen.
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